Wohn- und Ärztehaus

Die lange Sanierungsgeschichte des denkmalgeschützten Gebäudeensembles an der Hauptkreuzung von Potsdam-Babelsberg begann 2003 mit dem Umzug der Lindenapotheke in das Eckgebäude. Bei dem Ensemble handelt es sich um zwei im Inneren miteinander verbundenen Gebäude aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es gehörte einer über die ganze Welt verstreuten jüdischen Erbengemeinschaft, so dass die Hülle immer mehr verfiel. Fünf Jahre recherchierte der Apotheker mit großer Ausdauer, kontaktierte fast 20 Erben, bis er 2017 schließlich beide Häuser erwerben konnte.

Bei dem Eckgebäude gelang es, den bauzeitlichen Originalputz als Sichtputzfläche zu erhalten und behutsam zu reparieren und zu ergänzen. Bei dem Gebäudeteil in der Karl-Liebknecht-Straße erfolgte die Rekonstruktion der straßenseitigen Fassadenornamentik, der Balkone und des geschweiften Giebels auf der Grundlage von zwei historischen Postkartenabbildungen. Eine davon wurde fotografisch entzerrt, zeichnerisch in Detailpläne übersetzt und in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und der ausführenden Stukkateurfirma auch mittels Analogiestudien ähnlicher Gebäude und 1:1-Mustern auf der Baustelle präzisiert. Die gesamte Fassadensanierung wurde im Rahmen des Programms „Städtebaulicher Denkmalschutz“ gefördert.

Das Eckgebäude wurde bereits in früheren Bauabschnitten nach dem Einbau der Apotheke zu zwei Arztpraxen mit Aufzug in den unteren Geschossen umgebaut. Nun kamen zwei weitere Arztpraxen in dem Mansardgeschoss und dem bisher unausgebauten Spitzboden hinzu. In dem Nachbargebäude wurden die sechs vorhandenen Wohnungen  instandgesetzt und modernisiert, wobei die Grundrisse mit größeren Bädern und Küchen sowie beidseitig ergänzten neuen Balkonen deutlich aufgewertet wurden. Im Dachgeschoss wurde eine neue großzügige Studiowohnung mit zwei Terrassen zur Hofseite hergestellt.

Erstmals in Brandenburg wurden auf den hofseitigen Dachflächen Solardachziegel mit integrierten Solarpaneelen zur Stromerzeugung eingebaut. Dieses System dient der Unterstützung eines Blockheizkraftwerks während der Sommermonate. Der erzeugte Strom wird den Mietern im Rahmen eines Mieterstromkonzeptes verkauft. Das BHKW liefert Heizungsunterstützung und Warmwasser im Winter sowie Heizwasser für den Antrieb einer Adsorptionskältemaschine im Sommer. Mit der so gewonnen Kälte werden die Arztpraxen und die Dachgeschosswohnung während heißer Tage über ein spezielles Trockenbau-Kühldeckensystem mit kaltem Wasser, das über die normalen Heizungsrohre verteilt wird, gekühlt. Eine zusätzliche Gas-Brennwerttherme dient als Spitzenlastkessel. Das Regenwasser wird gesammelt und in einem unterirdischen Tank im Hof zur Grauwassernutzung aufgefangen.

  • Nutzfläche: 1571 m²
  • Fertigstellung: 2020
  • Auftraggeber: Petra und Hartmut Kulka
  • Standort: Rudolf-Breitscheid-Straße 25 / Karl-Liebknecht-Straße 136, 14482 Potsdam