Neu-Jerusalem

Mit viel Liebe zum Detail und einem sehr engagierten Bauherren gelang die denkmalgerechte Wiederherstellung einer Doppelhaushälfte in einer originellen Siedlung der klassischen Moderne. Die Siedlung Neu-Jerusalem wurde 1923 -25 vom Architekten Erwin Anton Gutkind als Wohnsiedlung für Angehörige der Pilotenakademie des Luftschiffhafens Staaken geplant.

Die Siedlung besteht aus 21 baugleichen Doppelhäusern und einem Einzelhaus und wird von der heute stark befahrenen Heerstaße  durchschnitten. Die Gebäude im Stil der klassischen Moderne bestehen aus plastisch gestalteten Kuben in verschiedenen Höhen und Abstaffelungen mit schmalen Fensterbändern, die die Räume nach außen abbilden sollten. Ihre plastische und expressive Gestalt bezogen sie ursprünglich außerdem aus zwei ziegelsichtigen dunklen Obergeschossen, die über einem hellen, verputzten Erdgeschoss lasteten. Die Ziegelsichtigkeit wurde offenbar bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zugunsten eines einheitlichen hellen Verputzes aufgegeben. Die gesamte Siedlung befand sich 2008 in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand, als wir zusammen mit dem Büro Marcel Adam Landschaftsarchitekten eine Sanierungskonzeption für den damaligen Besitzer erstellten. Die Außenanlagen mit den ehemaligen Selbstversorgergärten sollten ebenfalls unter Bezugnahme auf die ursprüngliche Planung des Gartenarchitekten Leberecht Migge wiederhergestellt werden.

Da die Doppelhaushälften in der Folgezeit einzeln verkauft wurden, mussten wir uns bei der Sanierung an den denkmalpflegerische n Maßnahmenkatalog halten. Dieser schreibt Farbigkeit und Materialien der Fassaden vor, um trotz unterschiedlicher Besitzer ein möglichst einheitliches Bild der Siedlung wiederzugewinnen. Die Ziegelsichtigkeit der Obergeschosse sollte aufgrund der schlechten Ziegelqualität nicht wiederhergestellt werden. Auch für den erlaubten Anbau zur Gartenseite gab es genaue Vorgaben. Die komplizierte Gebäudegeometrie war jedoch in einzelnen Detailfragen, wie z. B. der Dachentwässerung oder des Anschlusses des Anbaus an den Altbau, eine konstruktive Herausforderung. Im Innenraum gab es keine denkmalpflegerischen Vorgaben, so dass dieser an die heutigen Nutzungsanforderungen angepasst werden konnte. Im Erdgeschoss entstand in Verbindung mit dem Anbau ein großzügiger, offener Küchen- und Wohnbereich, der durch den Höhenversatz zum Anbau gegliedert wird. Der Anbau erhält zusätzliches Licht durch ein von außen nicht sichtbares Oberlicht. Die neue Gartentür lässt sich als Falttür komplett zum neu gestalteten Garten öffnen. In die beiden Obergeschosse wurde jeweils ein innenliegendes, minimiertes Bad eingestellt. Die vier annähernd gleichgroßen Räume werden durch Schiebetüren vom Flurbereich getrennt und lassen eine große Nutzungsflexibilität zu. Die Farbigkeit der Innenräume und der Linoleumbelag nehmen Bezug auf die Erbauungszeit.

  • Wohnfläche: 150 m²
  • Fertigstellung: 2018
  • Auftraggeber: privat
  • Standort: Heerstraße 653b, 13591 Berlin-Spandau (Staaken)